Vor der Zeit. Roman

Ich stelle mir vor, wie Ralph Thelmann dort über das verdorrte Gras ging, mit seiner ganzen Größe und den linkischen Bewegungen des Gelehrten, Schritt vor Schritt setzte und seinen Gedanken nachhing, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Er sah zu der Stelle und erblickte eine Rotte schwarzer, bulliger Körper. «Wildschweine!», schoss es ihm durch den Kopf. Sie mussten ihn schon etwas früher entdeckt haben und näherten sich entschlossen. Er sah sich um, wich zögernd zurück. Ein großes Tier trieb ihn vor sich her – Meter um Meter, mit dem ihm eigenen Ernst –, bis er sich schließlich umwandte, zu laufen begann und durch den Seiteneingang in die Kirche floh.

Ein Mitarbeiter, der das poröse Fundament der Westmauer präparierte, sah auf. Thelmann ging geradewegs auf eine Tasche zu, die an einem Fuß des marmornen Sarkophages lehnte, und zog eine Feldflasche hervor. Ein Schuss fiel, und kurz darauf ein zweiter. Die Männer in dem hohen, von einer zentralen Kuppel überdachten Raum erstarrten – der Zeichner, der sich bei der Apsis befand, der Grabungstechniker im Sondierfenster, Thelmann. Nach einigen Sekunden erschien im gleißenden Rechteck der Tür eine Silhouette, eine zweite folgte. Die Eindringlinge hatten ihre Gewehre über die Schultern gehängt und sahen sich grußlos um. Der Erste zeigte auf Thelmann und bedeutete ihm, mit ihnen mitzukommen. Ihre Entschlossenheit und der Umstand, dass sie bewaffnet waren, ließen keinen Gedanken an Widerspruch aufkommen. Nur der Grabungstechniker erkundigte sich mit fester Stimme, was sie hier zu suchen hätten. Niemand beachtete ihn.