Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman

Die Buchhändlerin schaute ihn verständnisvoll an.

Meinen Sie vielleicht eine Schulbibel?

Ich weiß es doch auch nicht. Ich dachte, Bibel ist Bibel.

Dann kam ihm der rettende Gedanke.

Wissen Sie, in Hotelzimmern liegen doch auch immer Bibeln in den Schubladen. So was brauche ich.

Ach so. Ja, das haben wir vorrätig. Einen Moment bitte.

Michel setzte sich in ein gemütliches Restaurant, legte die Billigdruckbibel mit abwaschbarem Einband vor sich hin, bestellte ein großes Bier, eine Portion Waadtländer Saucisson und schlug das erste Kapitel auf.

Einen Augenblick lang überlegte er, wie peinlich es wäre, würde ihn jemand hier mit der Bibel in der Hand entdecken, aber schon bald zog ihn der Text ganz in seinen Bann.

Die Waadtländerwurst war bereits kalt, als er sie anschnitt, und – oh Wunder – auch das bemerkte er kaum. Nach dem Essen bestellte er sich noch zweimal ein Bier und anschließend einen Kaffee.

Später setzte sich eine junge Frau mit kurzen, schwarzen Haaren und einem auffallend fröhlichen Blick an seinen Tisch. Ihre kleine Freitagtasche – gefertigt aus verblichenen Lastwagenplanen – hielt sie auf dem Schoß, als wäre sie ein kleines Tier.