"In den wilden Bergschluchten widerhallt ihr Pfeifen". Als Zürcher Ingenieur beim Bau der Yunnan-Bahn in Südchina 1903-1910
Meister war sehr präzis, um nicht zu sagen pedantisch, was die Arbeit anbelangte. So hatte er offenbar die Angewohnheit, Bleistifte, Radiergummis, Büroklammern usw. immer an den genau gleichen Platz auf seinem Arbeitstisch zu legen, sodass mit den Jahren kleine Kerben im Holz entstanden.
Politische Wirren
Im ausgedehnten chinesischen Territorium bildeten sich revolutionäre Gruppen, und nicht selten vermischten diese sich mit Banditen, die vor allem in den Bergen ihr Unwesen trieben. Immer häufiger waren auch Regierungstruppen zu sehen. Sun-Yat-sen hatte der ersten Revolutionspartei eine nationalistische Prägung verliehen. Unter der Führung von Tschiang Kai Schek traten der Kuomintang auf der einen und die Kommunistische Partei mit Mao Tse-tung auf der anderen Seite gemeinsam gegen die revolutionären Gruppen an, um das Land zu vereinigen. Es herrschte ein unbeschreibliches Wirrwarr, die Spannung war greifbar. Die Vorfälle von 1925 und von 1927 auf dem Gebiet der ausländischen Konzessionen von Shanghai, an denen er aktiv beteiligt war, beschreibt Meister in mehreren Briefen an seinen Freund Joseph F. Rock (ein Wissenschaftler und Berichterstatter für «National Geographic») und im aufschlussreichen Bericht vom Dezember 1927, «China und die Fremden», den er an die Firma Gebrüder Sulzer in die Schweiz schickte. Das Shanghai International Settlement, der Zusammenschluss der gut organisierten ausländischen Konzessionen in der Stadt, hatte 1854 in einem Abkommen zwischen den Handelsdelegationen und den britischen, amerikanischen und französischen Konsulaten das Shanghai Volunteer Corps gegründet. Diese internationale Organisation, einschliesslich eines Kontingents von Russen in Uniform, die ordnungsgemäss entlöhnt wurden, hatte die Funktion einer Stadtmiliz zur Verteidigung der internationalen Gemeinschaft von Shanghai mit ihren mindestens zwanzig Nationen. Otto Meister war Voluntär bei diesen Freiwilligentruppen und begab sich regelmässig auf den Schiessplatz, um zu üben. Er nahm mehrmals direkt an der Verteidigung der Stadt teil und war gegen die Southerns angetreten, die sie besetzten: Panzer waren im Einsatz, Barrikaden wurden errichtet, und es kam zu Schiessereien und Hinrichtungen. Die bewaffneten Freiwilligentruppen hatten ein grosses Verdienst bei der Verteidigung der Stadt, die nicht nur von zahllosen Ausländern aus Nanking und anderen schon besetzten Städten bevölkert war, sondern auch von unzähligen Chinesen, die nach Shanghai geflüchtet waren: