Schweizerspiegel. Roman
«Ich wäre für die Wohnung bei Stockmeiers», antwortete er ruhig. «Vorläufig würde uns das doch genügen …»
«Ich habe dir schon gesagt, es ist ein Zimmer zu wenig», erwiderte sie bedauernd. «Ein Wohnzimmer, ein Salon, ein Büro für dich, ein Schlafzimmer, Freds Zimmer … und wo soll dann Paul schlafen?»
«Paul wird nicht mehr in der Stadt wohnen, wenn er am Graberschen Institut ist.»
«Er ist noch nicht dort.»
«Jaja … da brauchen wir uns keine Sorge zu machen … Gaston hat mir versprochen …»
«Und wenn wir Gäste bekommen? Ein Gastzimmer haben wir dann auch nicht.»
«Ja … wenn du in der Stadt jetzt eine geeignete Sechszimmerwohnung findest … schon recht, aber … ich sehe vorläufig keine andere Lösung.»
Sie schüttelte unwillig den Kopf. «Ich würde am liebsten mit der ganzen Geschichte nichts zu tun haben», rief sie und ging mit dem Rock so bestimmten Schrittes hinaus, als ob sie nicht mehr wiederzukehren gedächte.
Ammann blieb mit einem nachdenklichen Lächeln sitzen. Sie schien sich mit dem Gedanken an die Mietswohnung ja nun abzufinden, das war die Hauptsache. Zum Verkauf des Hauses hatte sie niemals weder ja noch nein gesagt, und er hatte es auch nicht verlangt. Er wußte, daß sie ähnlich dachte wie er, sie war immer eine sehr vernünftige Frau gewesen, doch er begriff, daß ihr die Trennung von diesem Hause viel schwerer fallen mußte als ihm, und daß sie sich damit so wenig offen einverstanden erklären konnte wie etwa mit dem Tode des Vaters.