Blindgänger. Roman
Er starrte durch die Baumwipfel in die Ferne. Draußen begann es zu dunkeln, hinter den schwarzen Umrissen der Parkbäume funkelte tiefblau der Abendhimmel.
Marty presste beide Fäuste gegen die Schläfen, es muss einfach einen tieferen Sinn für diesen wahnwitzigen Albtraum geben. Erregt schloss er die Balkontür und setzte sich mir gegenüber an den Tisch, der alte, verzogene Fensterflügel klirrte ob der uneleganten Heftigkeit.
Er zermartere sich das bockige Gehirn, wie es nach der Klinik weitergehe. Man könne das kaum als Leben bezeichnen, so wie er zurzeit Tag für Tag hinter sich bringe und mühsam einen Lebenslauf zusammenstückle, der ihn zunehmend befremde. Leben bedeute doch, Wünsche zu haben. Er habe keine. Ohne Erinnerungen keine Wünsche und somit auch keine Lebensziele. Da habe einer die Tür hinter ihm zugeschlagen. Die Neuschreiberei des Journals bringe nichts, er bedaure, aber er steige aus dem Schreibprojekt aus.
Ich hatte es geahnt, wollte aber unter allen Umständen den vorzeitigen Abbruch verhindern. Falls es nicht gelingen sollte, damit die Gedächtnisblockade zu lockern, nicht einmal Haarrisse zu provozieren, durch die feinste Erinnerungen zu dringen vermochten, dann habe er sich mit den neu formulierten Texten immerhin doch Wunscherinnerungen erschrieben, habe zumindest etwas in der Hand respektive im Kopf, und vielleicht reiche dies bereits, damit sich Ziele und Wünsche für die Zukunft formierten, seien sie noch so bescheiden.