Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall
Als sie auf die Bergstrasse abbogen, fragte Andrea: «Was weisst du eigentlich von Werner Baumberger? Ein Kunde, hast du gesagt …»
«Er war in eine Untersuchung verwickelt. Doch verlief alles im Sand.» Er liess die Scheibe niederfahren, kühlte seine Hand im Fahrtwind. «Claudia Lévi war seine zweite Frau.»
«Eine Untersuchung?»
«Ich habe schon zu viel geplaudert. Behalte es für dich, ich könnte sonst Schwierigkeiten bekommen.»
Sie trat auf die Bremse, wich einem Betonmischer aus, der ihnen in scharfem Tempo entgegenkam. «Arsch!», schrie sie.
«Offenbar bauen sie da oben», bemerkte Robert.
«Du wirst das Dorf nicht wieder erkennen. Ferienhäuser, Heimatstil in Beton, eine neue Schule mit Turnhalle. Die Kapelle ist renoviert. Es ist jetzt schick, dort zu heiraten.»
Sie erinnerte sich eine Sekunde an den Fremden, der anders war als die Männer, die sie bisher gekannt hatte, schlank und sportlich, aber ohne die Muskelpakete der Kletterer. Ein sanfter, zärtlicher Mensch, so schien es. Ingenieur, irgendwer von irgendwo. Er erschien ihr wie aus dem Film eines andern Lebens, in dem es keine Felsen gab, keine Kletterrouten und Schwierigkeitsgrade.