Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall
«Die meisten. Das sagt die Statistik.»
«Gut beobachtet, Herr Kommissar.»
«Fünfunddreissig Jahre Polizist. Da hat man das Auge.» Robert drückte seine Zigarette nach wenigen Zügen in den Aschenbecher. Seine Hand zitterte.
Als sie sich der Ausfahrt Pratt näherten, bemerkte er: «Da wohnst du nun also. Ist ja eigentlich ganz schön hier.» Sonnenlicht lag auf den Weinbergen rund um die Ortschaft, die sich wie ein Fächer über die Ebene am Fuss der Berge ausbreitete. Die Häuser schienen aus der Klus hervorzuquellen, durch die sich der Fluss zwängte. Er hatte das Delta aufgeschüttet, auf dem die Siedlung gewachsen war. Eine Kirche und einige Bürgerhäuser mit schweren Mauern und schmalen Fenstern bildeten den Kern, rundum wucherten Einfamilienhäuser und Wohnblocks. Händler, die am alten Handels- und Pilgerweg von Norden nach Süden reich geworden waren, hatten Pratt gegründet. Ihre Nachkommen wohnten noch immer hier, handelten und bauten, bestimmten die Politik und zogen die Fäden.
Nach dem Tunnel, der durch die Felsbarriere neben der Klus führte, versank Robert in Schweigen. Er erinnerte sich wohl, wie oft sie in dieses Tal gefahren waren in seinem alten Volvo, er mürrisch am Steuer, die Mutter heiter wie immer, wenn es bergwärts ging.