Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall

«Halt ihre Füsse fest, sonst rutscht sie ab.» Amstad hüllte die Tote ein, zog den Reissverschluss zu und verknotete Bänder. Dann holte er aus dem Rucksack eine Reepschnur, schlang sie um den Felsblock, fädelte ihre Enden durch die Ösen des Biwaksacks. Nun hing die Tote da wie eine gelbe Raupe, die sich an einen Stein geheftet hat, um sich zu verpuppen.

«Das wärs dann.» Amstad zupfte an den Schnüren, um sich zu vergewissern, dass sie gut befestigt waren. Dann zündete er sich nochmals eine Zigarette an. «Rauchst du?» Er streckte Andrea die Packung hin.

Sie schüttelte den Kopf.

«Wen wolltest du anrufen? Polizei?»

«Nicht eigentlich.»

«Was heisst das?»

«Meinen Vater. Er ist früher Polizist gewesen. Pensioniert.»

«Verstehe.»

Amstad trat einen Schritt näher, stützte sich mit einer Hand auf den Felsblock. Sein Gesicht war hager, die Haut bildete Furchen, in denen Bartstoppeln sprossen. Ein Gesicht wie eine Felswand, dachte sie.

«Es ist wohl deine erste …?» Er suchte nach Worten. Seine Stimme klang heiser. Als Andrea ihn das erste Mal getroffen hatte, hatte sie geglaubt, er sei erkältet.