Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman
Tanner lächelte.
Selber putzen? Oh je. Ordnungsliebend ist er nicht, der André, das steht schon mal fest.
Tanner bahnte sich vorsichtig einen Weg durch das Chaos, möglichst ohne etwas zu verändern, öffnete Vorhang und Fenster, ließ die kalte Morgenluft ins Zimmer. Er befreite den einzigen Stuhl von einem Stapel frisch gebügelter Bettwäsche, die André dem Geruch nach zu urteilen selber nie gewechselt hatte.
Privatsphäre gab es hier jede Menge, allerdings war sie keinesfalls malerisch oder besonders appetitlich. Tanner setzte sich behutsam auf den Stuhl und schaute sich um. Der einzige Ort, der nicht vom Ordnungsprinzip Zufall regiert war, schien das Gebiet um den ziemlich teuren CD-Player mit Sennheiserkopfhörern zu sein. Die CD-Hüllen lagen ordentlich aufgereiht nebeneinander, was ja durchaus von praktischem Nutzen war. Hätte André eine bestimmte Musik hören wollen – ein Griff und er hätte die CD zur Hand. Eine saubere Unterhose zu finden – dazu hätte man schon einen ganzen Suchtrupp losschicken müssen. Aber wer weiß, vielleicht folgte Andrés Stapelbildungssystem ja einer unsichtbaren Logik. Tanner hätte ein mehrstrophiges Lied über die Diskussionen mit seinem eigenen Sohn zu singen gewusst, was imaginäre Ordnungsprinzipien anbelangte.