Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee. Erzählungen und Essays

Neben den grossen Bergen mit ihrer Aura des Uner­reichbaren ist eine andere Sorte Berge zu nennen, eine Art volkstümlicher Berge. Wenn man von unten heraufkommt und durch Flims hindurch im Stau steht und vor den Deutschen Acht gibt, die auf die Klötze treten und mit dem Blinker weder ein noch aus wissen, ist da einmal der Flimserstein mit seiner titanischen Wand über dem Dorf; würdige Wand, um daran einen himmelstürmenden Prometheus zu schmieden, ein horizontaler Berg ohne Spitze, der oben eine Ebene ist, eine Alp. Er ist immer noch ein Handlungsort für verschiedene Märchen und Sagen, wo Berge stürzen, Blitze blitzen, Kühe verschwinden, wo Hexen ihre Rituale machen, wo uralte Eulen landen und ihre kauzigen Kommentare geben.2 Dann, schaut man geradeaus, erblickt man den Crap Sogn Gion und den Crap Masegn, jetzt magische Kulthügel für Snöber und Carver. Diese bedauernswerten Berge müssen im Winter täglich Tausende von bunten Leuten ertragen, die über sie hinwegflitzen. Wäre es nach den Touristikern gegangen, hätte man sie in Crap I und Crap II umbenennen sollen, scheinen doch diese Bergkuppen mit ihren zungenbrecherischen Namen gegen die hektische Invasion zu protestieren. Wenn die Show der Meute vorbei ist, wenn die Sonne untergegangen ist, beginnen die Pistenmaschinen den Berg hinaufzuschaben. Und jetzt, wenn unser Auto diese «Topregion des Tourismus» hinter sich lässt und gegen Ilanz fährt, sehen wir bald vor uns den vierten volkstümlichen Berg, den Péz Mundaun, den Eckpunkt zwischen dem Rheintal und der Val Lumnezia, von den Lehrern seines Panoramas wegen als Bündner Rigi bezeichnet, jedem surselvischen Schüler der obligatorischen Schulreise wegen, die er mit kurzen Hosen einmal nach dorthin gemacht hat, bekannt.