Schützenhilfe. Kriminalroman

GABRIEL ANWANDER

SCHÜETZENHILFE

Roman


1

Ich sass in der Falle.

Ich sass in der unsinnigsten Falle, in die ein moderner Mensch geraten kann: im Stau. Kein Grund, nervös zu werden, sagte ich zu mir, ich bin nicht in Eile. Nichts und niemand warteten auf mich, weder Frau noch Kinder noch Haustiere, auch keine unbezahlten Rechnungen, denn seit ich nicht mehr bei der Polizei war, vermochte ich allen finanziellen Forderungen pünktlich nachzukommen.

Hatte ich nicht alle Zeit der Welt?

Ich lehnte mich zurück und versuchte mich zu entspannen, so gut dies möglich war hinter dem Lenkrad meines gelben, abbruchreifen Saab, den ich «Elch» nannte, weil er aus Schweden stammte und eine Schnauze hatte wie ein Elch. Vor mir verdeckte ein Lieferwagen die Sicht, links neben mir schnurrte eine protzige schwarze Karosse mit Reifen wie ein Schaufellader, und im Rückspiegel sah ich eine blonde junge Frau in einem Smart; mit der Linken umklammerte sie ihr Mobiltelefon und las SMS.

Die späte Septembersonne legte ihre Strahlen durch mein Seitenfenster, trieb mir den Schweiss in die Augen und lähmte meine Bemühungen, mit bewusstem Atmen meine Stimmung nicht in den Keller sinken zu lassen. Dabei hätte ich solide Argumente gehabt, trotz Stau zufrieden und gelassen zu bleiben. Ich war mein eigener Chef, und das Geschäft, das ich betrieb, hatte Hochkonjunktur; es warf einiges ab, auch wenn es bisher nicht für einen neuen Saab gereicht hatte.