Schweizerspiegel. Roman
Im Koffer blieb eine Blechbüchse zurück, die er nun auch herausnahm und mit einem leisen, zwiespältigen Lächeln öffnete. Sie enthielt einen gebleichten Katzenschädel, den er auf einem Streifzug durch den Wald mit seinem Vetter Christian vor einem Fuchsbau gefunden hatte. Er trat damit vor einen mannshohen doppelten Kasten, dessen obere Hälfte hinter einem Glasfenster all jene merkwürdigen Dinge enthielt, die ein junger Gymnasiast und Liebhaber der Naturkunde zu finden und aufzubewahren pflegt. Hier waren Vogelnester, Mineralien, Versteinerungen, Skelette, Muscheln zur Schau gestellt, und zwei von Mutters kleinen Konfitürengläsern bargen in Spiritus eine Ringelnatter und einen Feuersalamander; in den Schubladen der untern Hälfte ruhten Käfer, Raupen, Schmetterlinge und gepreßte Pflanzen. Er legte das kleine Knochengebilde, dem der Unterkiefer fehlte, neben zwei andere Schädel und blieb mit einem schwankenden Gefühl vor dem offenen Kasten stehen. Er kam sich kindisch vor, und zugleich berührte ihn ein Hauch jener Liebe, mit der er damals diese Dinge zusammengetragen hatte. Seither war die Sammlung unberührt und bis zu dieser Stunde unbereichert geblieben, denn es war wirklich eine belanglose Sammlung, und nie hatte er ihr die Bedeutung beigemessen, die sie jetzt für ihn anzunehmen schien. Er konnte ja nicht einfach die Juristerei aufstecken, er mußte umsatteln, und er wußte durchaus nicht, welches Pferd er reiten sollte außer dem, das einst in anderer Gestalt sein Steckenpferd gewesen war.