Blindgänger. Roman

Schluss. Er steht auf und giesst den schwarz konzentrierten Kaffeerest aus dem Glaskrug in die henkellose Tasse. Er könnte zum Beispiel: Beim Gehen durch Straßen das vorher nie Bemerkte bemerken. Vielleicht lässt sich das Gehirn so trainieren, lassen sich die Erken­nungsmuster so auszuschalten, wie er es mit den Wörtern kann. Sie immerzu wiederholen, bis sich jeglicher Sinn auflöst. Etwas anschauen, anschauen, anschauen, bis man es nicht mehr erkennt. Bis der Stuhl zu einer bedeutungslosen Konstruktion aus Holz wird. Dekon­struktion der Bedeutung auch beim Sehen.

Auf der Küchenuhr, ebenfalls Relikt aus den Fünfzigern, gehen die Zeiger unaufhaltsam ihre Wege, die Zeit einer kompletten Umdrehung auf dem Ziffernblatt, bald zehn Uhr. Bon, was steht heute an?

An diesem außerordentlichen Sitzungstermin am Freitagabend, 19. September 2003, saß Marty pünktlich um fünf mir gegenüber, ordnungsgemäß auf dem Klientensessel, und erkundigte sich leicht betreten, ob ich Zeit ge­funden hätte, den Text zu lesen. Ja, ich wies auf die vor mir auf dem Schreibtisch liegenden Ausdrucke und sah ihn auffordernd an, erleichterte ihm aber in keiner Weise den Einstieg in das von mir gefürchtete Eingeständnis, er sei der Aufgabe nicht gewachsen.