Blindgänger. Roman
Heute weiß er, warum die Tatsache seiner Adoption ihn so aus der Bahn geworfen hat, damals. Er war nicht mehr in den Zeitstrom der Generationen eingefügt, wurde brutal hinausgeworfen. Erst die Geburt von Nadine half ein bisschen. Damit steht er am Anfang einer Generationenkette, ein Adam. Seine Tochter führt sie fort, und für alle nach ihr wird es immer unbedeutender, dass hinter ihm, dem Gründer, nur Leere ist. Annet wirft ihm vor, er weiche immer aus, würde keine Verantwortung für sein Leben übernehmen. Unsinn. Wahr ist, dass das Nichts hinter ihm oft eine praktische Ausrede liefert, wenn die Dinge falsch laufen. Die Schuld der unbekannten Gene, manchmal ganz praktisch. Ein kleiner Vorteil sei ihm vergönnt.
Die irrationale Sehnsucht, eine Geschichte zu haben, schmerzt manchmal richtig körperlich, wie jetzt. Ein Brennen hinter dem Brustbein. Ja, ein Heimweh nach Familiengeschichte. Aufgehoben sein in Geschichten, Anekdoten, über Generationen erzählt. Die Familiensagen der Martys gehen ihn nichts mehr an, nicht seine Vorfahren. Ist so verdammt wichtig, dass es seine Blutsverwandten sind. Alles, was sie taten, war notwendig und richtig, weil es zur Existenz seines Vaters und seiner Mutter geführt hat. Was die Voraussetzung für seine Zeugung und sein Leben war. Voilà. Von seinem Leben aus gesehen, ist die ganze Ahnenreihe nur dazu da, damit er gezeugt wurde. Er will wissen, welche Zufälle oder Schicksalsfügungen es brauchte, um seine Existenz zu ermöglichen. Wessen Gene seinen Körper so geformt haben, wie er ist.