Blindgänger. Roman

Beim Eintreten fiel Martys Blick sogleich auf die Couch, von mir zwar nie gebraucht, aber doch als analytisches Requisit vorhanden. Er wünsche ein gleichberechtigtes Gespräch, face à face.

Ich bat ihn, im Sessel mir gegenüber Platz zu nehmen.

Er sei mit dem festen Vorsatz zur Sitzung gekommen, sich nicht in therapeutische Spielchen verwickeln zu lassen, er wolle klare Antworten auf schwierige Fragen. Ob ich als Psychiater in der Lage sei, seine Lage zu erfassen?

Ich schluckte, die Professionalität gebot mir, vorerst zu schweigen.

Marty sprach jedoch nicht weiter, er saß im Besuchersessel mit Blick auf das Fenster, sah mich unverwandt an und bat nach einiger Zeit, die Plätze zu tauschen.

Er brachte mich ein erstes Mal aus dem Konzept.

Bitte schön, ich erhob mich, schritt um den breiten Glastisch herum und überlegte fieberhaft, welches Spiel er zu spielen beabsichtigte. Nach dem Platzwechsel saß Marty mir gegenüber, hinter dem Schreibtisch auf dem ledernen Therapeutensessel, meinem Sitz, und ich befand mich erstmals auf dem leicht tieferen Klientensessel, eine wesentliche Kleinigkeit. Ich sah Marty und sah ihn nicht, sah auf der andern Seite der spiegelnden Tischplatte im Gegenlicht einen Schattenriss, eine dunk­le Sil­hou­ette.