Blindgänger. Roman
Seit er hier in Royan ist, laufen im Kopf zwei Filme ab. Aber die Spulen rollen gegeneinander. Der eine Film nimmt das Neue auf und fließt ins Gedächtnis. Der andere bringt von dort ständig unerwünschte Szenen hoch, Ereignisse der letzten Wochen zu Hause, die hier nichts zu suchen haben. Gallige Blasen, die in Momenten, wo seine Wachsamkeit abgelenkt ist, aus der Brühe steigen und seine Stimmung vergiften. Wie könne er bloß die gut gelaunte Gesellschaft, die Ferienstimmung und herrliche Sommersonne am Strand genießen, während sie neben dem Arbeitsstress noch Haus, Garten und die letzten Erziehungsversuche der Tochter am Hals habe. Annets spitze Bemerkungen beim gestrigen Telefonat zeigen wie immer die beabsichtigte Wirkung, sie weiß treffsicher, was sie nur anzudeuten braucht, damit die Mühle seiner Schuldgefühle sich dreht. Auch hier schafft sie es, ihn via schlechtes Gewissen fernzusteuern, eine Marionette ist er.
Sonntagmorgen. Missmutig hockt er auf dem Küchenstuhl, ihm fehlt die Lust auf Filterkaffee, die Baguette von gestern ist ungenießbar, er zerbröselt das ausgetrocknete Stück Brot. Der Rücken fühlt sich wieder ganz steif an, er hat eine miserable Nacht hinter sich. Um vier rumpelte die städtische Müllabfuhr während mindestens einer halben Stunde, so kam es ihm vor, all die Plastikcontainer von den Hauseingängen zum Müllwagen und wieder zurück. Nachher lag er hellwach.