Im eigenen Land. Reportagen
Während die beiden anfänglich noch glaubten, das Militär wolle sich einen Jux machen, und munter der Vorladung folgten, wurde es ihnen während der Befragung geschmuech. Die juristische Stimmung war ernst, fast wie im Krieg. Der Untersuchungsrichter zeigte nicht das kleinste ironische Augenzwinkern und versuchte hartnäckig, die Delinquenten in Widersprüche zu verwickeln und sie zu leimen und ihnen ihre schwerwiegende Handlungsweise so vor Augen zu führen, dass sie nach zweieinhalbstündigem Abgekochtwerden fast zerknirscht waren. Sie hatten geglaubt, gegen solches Abkochen immun zu sein, aber so simpel ist das nicht, wenn man den Uniformen – Untersuchungsrichter und Protokollant – allein gegenübersitzt und die Argumente an den feldgrauen Männern abprallen. Die versuchten uns, zuerst mich von halb neun bis elf, dann von elf bis zwei Uhr meinen Freund Gretler, mit pädagogischen Methoden zur Einsicht in die Verwerflichkeit unserer Tat und zu einem entsprechenden Geständnis zu bringen, und nach einem Hinweis auf die Arreststrafe oder die Busse, mit der dieses «mittelschwere Vergehen», wie der U-Richter sagte, aller Wahrscheinlichkeit nach bestraft werden müsse, war der letzte Rest an guter Laune verflogen. Wäre jetzt wirklicher Krieg – wir würden in Handschellen vorgeführt. Man kann mit den Feldgrauen nicht argumentieren. Die Frage ist nicht: Sind die Bloodhound-Stellungen längst der Öffentlichkeit bekannt, sondern: Hat die Armee beschlossen, dass sie nicht bekannt sein dürfen? Die Welt als Wille und Vorstellung (noch ein Beitrag zur Realismusdebatte).