Im eigenen Land. Reportagen
Schön, ein älterer Herr, bewältigt mit sieben Revisoren sämtliche juristischen Personen des Kantons, nämlich 9000. Wenn man die Briefkastenfirmen abzieht, bleiben noch etwa 3000 übrig, darunter solche Brocken wie Phibro und Marc Rich. Eine ganze Phalanx von internationalen Rabulisten, von gewieften amerikanischen, deutschen, schwedischen Steuerexperten und Juristen, steht der etwas biederen und überforderten Zuger Steuerverwaltung gegenüber.
Wie funktioniert das? Schön sagt: Wir müssen Vertrauen haben in die Gesellschaften. Vertrauen ist eben die Basis, bis zum Beweis des Gegenteils. Natürlich kann man nicht alles prüfen, Stichproben müssen genügen, und stellen Sie sich den Beamtenapparat vor, den wir aufbieten müssten, um wirklich alle Bilanzen durchforsten zu können! Der würde die zusätzlich hereinkommenden Steuern gleich wieder verschlingen. Also bleibt es besser so, wie es ist. Haben wir denn nicht schon genügend Steueraufkommen? Was wollen wir noch mehr? Vertrauen ist alles. Die Liebfrauenkirche ist dank dieser ausländischen juristischen Personen renoviert, eine Tiefgarage mit zehn Etagen gegraben worden, das Casino erweitert und renoviert, die Burg renoviert, bald gibt es eine neue Bibliothek, die Kantonsschule ist gebaut, die Stipendien erhöht, das Kunsthaus ist renoviert, für die Literaturförderung wird etwas gemacht – was wollen wir noch mehr? Mehr können wir eigentlich gar nicht wollen.