Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall

«Okay», sagte der Arzt. «Montag also.»

Sie vereinbarten Zeit, Treffpunkt. Andrea legte auf. Trat auf den Balkon. Noch immer lag Nebel. Vom Wohnblock auf der andern Strassenseite drangen die Lichter gedämpft herüber. Ein Auto fuhr vorbei. Dann war es wieder still, die Welt in schwarze Watte gehüllt.

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Sonntag. Sie machte sich daran, ihre Wohnung aufzuräumen. Trug Rucksäcke ins Büro, dann wieder in den Korridor zurück. Ordnete Klemmkeile und Friends nach Grösse, klickte sie an Karabinerhaken, stopfte das Klettermaterial in Säcke, leerte sie wieder aus. Das Klirren des Metalls erregte sie, steigerte ihre Unruhe. Der Nebel war zum Ersticken.

Sie schob eine CD in den Player, Joe Cocker, «Need your love so bad …» Die schwülstige Stimme des alten Mackers trug sie nach Sheffield, an sein Konzert nach dem Kletterwettkampf in der Foundry. Cocker stammte aus der alten Industriestadt am Rand des Peak Distrikts. Sheffield war das Mekka der britischen Kletterszene. Da wimmelte es von verrückten Typen, die nichts im Kopf hatten als «rock, fuck and shit». Andrea war gut geklettert, hatte sogar Weltcuppunkte geholt. Und anschliessend ein paar Tage in den Wänden des Peaks am körnigen Gritstone geschnuppert. Mit Stef.