Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee. Erzählungen und Essays

Den Charakter dieser Landschaft geben nicht die Wasser, nicht die Täler, nicht die Gletscher, den Charakter dieser Landschaft gibt schlussendlich der Mensch. Ich fanta­siere die Täler, eingefressen in seinen Schädel, mit Hilfe des Hirns, das frei formt, was es will: vielleicht die Berge, die Kapellen, die Lawinen, die Ferienprospekte, möglicherweise triste Teufel oder brüllende Hirschstiere mit gegen den Himmel gereckten Hälsen oder, wenn es meint, adornische Murmeltiere, die mit Dampf pfeifen. Aber immer ist er, der Schädel, das Zentrum, sieht, was er will, formt seine private Surselva.

Aus dem Rätoromanischen von Christina Tuor-Kurth

Die Wäscherin und die Mulde

Dem Hüter der Worte, Alexi Decurtins

Kürzlich habe ich ein Buch aus einer Mulde genommen, jemand hatte geräumt. Auf dem inneren Buchdeckel stand mit Schreibfeder geschrieben: «Dieses Buch gehört mir, Martin Schvarz von Madernal 1843.» Oh, du armes Buch, habe ich gesagt, dein Besitzer ist schon lange tot, komm mit mir, die Mulde ist nichts für dich.