Schützenhilfe. Kriminalroman

«Solange Sie … bei dem Kraut bleiben.»

Sie liess sich nichts anmerken und fragte: «Möchten sie auch eine? – Oder lieber was zu trinken?»

Ihr Schreibtisch glich einem Flugzeugträger aus Birnbaumholz, der lederne Sessel dahinter einem englischen Thron und die Bücherwand dahinter einer rege benutzten Ausleihe. Die drei Stühle vor dem Pult waren gepolstert, hatten Armstützen und sahen bequem aus. Ich setzte mich in den ersten, drehte mich nach ihr um, sah, wie sie einen Schrank öffnete, erspähte zwischen etlichen Flaschen mit allerlei klaren und gefärbten Inhalten einen Single Malt, den ich kannte, und sagte: «Einen Fingerhut von dem, und ich schweige, bis Sie mir alles erzählt haben.»

«Eis?»

«Drei Tropfen Wasser, bitte.»

Sie schüttete Whisky ins Glas, als wäre es Milch, gab wenig Wasser dazu und hielt mir das Glas hin. Danach stellte sie sich wieder vor die beiden Eckfenster, hinter denen die Geranien mit ihren roten Blüten von Zeit zu Zeit hereinwinkten. Sie rauchte mit spitzen, altrosa geschminkten Lippen und leicht nervös, wie mir schien: «Gestern Abend ist unser Mitarbeiter, Dr. Reto Schild, ermordet worden. Er sass zusammen mit seiner Frau zu Hause in seinem Wintergarten beim Abendessen. Seine Frau begab sich in die Küche, um …», hier stutzte sie, trat an das Pult, auf dem nichts lag als ein dünnes Dossier, schlug es auf, fand auf Anhieb, was sie suchte, und zitierte daraus: «‹… um den Zucker zu holen›. Kaum war sie in der Küche, hörte sie einen Schuss, und als sie zur Tür hin rannte, sass, nein hing ihr Mann sterbend in seinem Stuhl.»