Schützenhilfe. Kriminalroman

6

Ich ging zu meiner Agentur hinüber, nahm die Werbeprospekte aus dem Briefkasten, schloss die Tür auf und trat aus dem hellen Morgen hinein ins dämmerige Empfangszimmer.

Innerhalb dieser dicken, alten Sandsteinmauern blieb es in der Wohnung – egal wie heiss die Sonne draussen auf den Asphalt brannte – schattig und kühl. Es roch nach Walderde, getrockneten Pilzen und manchmal nach angefaulten Kartoffeln, schwach, aber doch streng genug, um zu verhindern, dass in mir das Gefühl der Vertrautheit entstehen könnte. Das Flusswasser, das während einer Woche durch das alte Quartier geflossen war, hatte genügend Zeit gehabt, unter die Bodenplatten und ins Fundament zu sickern und sich von den Gipswänden aufsaugen zu lassen; eine Restfeuchte hatte sich im Holz und in den Dichtungsmassen unter den Fenstersimsen festgesetzt, da und dort kamen nach Monaten noch schwarze Schimmeltupfer zum Vorschein.

Ich hatte Vorhänge anbringen lassen, schwere, blickdichte Ware aus Baumwolle, damit sich die Klienten nicht beobachtet fühlten. Das Gewebe dämpfte nahezu alles, Geräusche, Licht, Wärme, sogar die Erschütterungen, bloss die Gerüche, die dämpfte es nicht. Langsam hegte ich den Verdacht, dass die Vorhänge die Austrocknung der Wohnung sogar verhinderten. Erfolgreich verhinderten.


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