Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Wie Beckmann wohl aussah, wenn er gelacht hatte? Hatte er überhaupt je gelacht?
Er stützte seinen Kopf in die Hände.
Verdammt. Es ist doch immer dasselbe: Wenn man einen Menschen erst als Toten kennenlernt, ist es fast unmöglich, sich ein Bild von ihm zu machen. Und dann erst noch bei einer Wasserleiche. Da ist alles Persönliche eines Gesichts wie weggewischt, entstellt eben.
Er richtete sich auf.
Ich brauche dringend ein gutes Foto von ihm.
Heute in der Gerichtsmedizinischen hatte sich für ihn wieder einmal die Frage aufgedrängt, ob ein Toter überhaupt noch ein Mensch ist, da das Wichtigste aus seinem Körper entwichen war, nämlich sein Leben und wer weiß was noch alles.
Das erste Mal vermisste er Tanner. Mit dem könnte er jetzt diese Fragen in aller Ruhe diskutieren. Bei einem guten Essen und einem großen Bier.
Michel seufzte und zückte sein Handy.
Der Herr könnte sich auch einmal melden.
Von Tanner kein Lebenszeichen, aber dafür von Marlene. Ob er morgen Abend Zeit und Lust hätte, mit ihr zu essen.