Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Wie kommen Sie dazu, ihm zu drohen, dass sie ihn vorladen, wenn er keine Zeit für ein Gespräch hat und warum haben Sie ihm verschwiegen, dass Beckmann tot ist?
Auf die erste Frage ging Michel gar nicht ein.
Warum sollte ich ihm sagen, dass Beckmann tot ist? Ich fand es für das Gespräch besser, die Sache in der Schwebe zu halten. Sie haben ihm das jetzt aber nicht verraten?
Der Polizeichef lief rot an.
Natürlich habe ich es ihm gesagt, wie sonst hätte ich Ihr Verhalten begründen sollen?
Michel ging jetzt aufs Ganze.
Das heißt, Sie mischen sich in meine laufenden Untersuchungen ein. Das hätte der Alte nie getan. Als leitender Kommissar habe ich das Recht, meine Untersuchungen so zu gestalten, wie ich es für richtig halte. So steht es schwarz auf weiß im Dienstreglement.
Michel keuchte vor Aufregung und stand auf.
Zudem habe ich nicht Herrn Krättli persönlich mit einer Vorladung gedroht, ich wollte bloß seinem Bürochef Beine machen. Das hat ja dann auch geklappt. Wahrscheinlich hätten wir sonst nicht so schnell erfahren, dass der Beckmann schon seit fünf Jahren gar nicht mehr für dieses Anwaltsbüro tätig ist. Die Angestellten haben nämlich Auskunftsverbot, was den Beckmann betrifft.