Schweizerspiegel. Roman
Die drei Brüder im Gedränge der Zuschauer sahen von alledem nicht eben viel und traten einen Streifzug durch das Manövergelände an. Sie waren eine knappe Stunde planlos unterwegs und wollten schon zum Feldherrnhügel zurückkehren, als sie in geringer Entfernung eine auffällige Bewegung des Publikums bemerkten, das von allen Seiten hastig einem Fahrweg zustrebte. Wie sie hinkamen, erkannten sie zunächst den kaiserlichen Wagen und gleich darauf zu ihrer größten Verblüffung den Kaiser selbst in einem nahen Schützengraben.
Der allerhöchste Feldherr hatte in der ausgesprochenen Absicht, sich die Dinge aus der Nähe anzusehen, mit dem Manöverleiter eine Rundfahrt unternommen und an verschiedenen Punkten anhalten lassen, auch hier also, wo ein mit Füsilieren dicht besetzter Schützengraben an den Fahrweg grenzte. Er war in den Graben hineingestiegen, prüfte jetzt leicht gebeugt über die Brustwehr hinweg das Schußfeld und fragte den nächsten Füsilier wohlwollend heiter nach dem Ziel und der Entfernung dahin. Der deutsche Kaiser in einem schweizerischen Schützengraben zwischen einfachen Milizsoldaten – so etwas hätte sich niemand auszudenken gewagt, es war ein unerwartetes Bild von zwingender Wirkung, das die hohen Begleitoffiziere entzückte und das Publikum zu lautem Beifall hinriß.