Im eigenen Land. Reportagen
Manchmal wird der Stadt der Boden unter den Füssen weggezogen, und ein Teil verschwindet, weil sie auf schlechten Grund gebaut ist. Am 4. März 1435 zum Beispiel versank die niedere Gasse der heutigen Zuger Altstadt ohne viel Aufhebens im See, mit 26 Häusern und 60 Menschen, eine Inschrift am alten Zollhaus erinnert daran: «MCCCCXXXV gieng Zug under und ertrank Schriber Wikart.» Ein Sohn des Wikart wurde in der Wiege auf den See hinausgespült und blieb am Leben, ein Nachkomme ist heute Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Zug. Der Luzerner Chronist Renwart Cysat hat den Zuger Seesturz so beschrieben: «Es war ein vast kalter Winter und der See überfroren gewesen, jetzt aber der Frühlings Zyt nach der Wärme im Wasser und in der Erde erzeigt, also dass es die Grundveste in dem understen Theil der allten Stadt gegen den See erweicht und erhüllst oder underfresse.»
Am 5. Juli 1887 versinkt schon wieder ein Teil der Vorstadt im See, 600 Bewohner verlieren ihr Obdach, 18 Menschenleben sind zu beklagen. «Als der Rektor der Kantonsschule gegen 19 Uhr die Unglücksstelle zum zweitenmal besichtigen will, wird er plötzlich durch ein Donnern, Krachen und Rasseln erschreckt. Die Wachtposten der Feuerwehr rufen von ihren Beobachtungsposten: «Zurück, fliehet!» Eine dichte Staubwolke breitet sich über der Vorstadt aus und eine Gruppe von Feuerwehrleuten und Schülern stürzt ihm entgegen, dem Postplatz zu. Dieser bietet ihm ein Bild der Verzweiflung. Hunderte rennen jammernd und weinend durcheinander. Kinder suchen ihre Eltern, Frauen ihre Männer.» (H.A. Keiser, dem Andenken einer schweren Zeit)