Im eigenen Land. Reportagen
Zug hat gewaltig expandiert, es ist hier die Wut des Bauens entbrannt, wie Dr. Paul Stadlin sagen würde, und auch die Wut des Renovierens und Abreissens. Kürzlich wurde die sogenannte Metalli abgerissen, eine riesige Zahnlücke klafft jetzt im Stadtbild, wo früher die Metallwarenfabrik stand, und bald wird dort eine Überbauung hingeklatscht, die es an Hässlichkeit mit dem Neustadt-Center ohne weiteres wird aufnehmen können. Das Neustadt-Center ist ein ödes Konglomerat von Ladenstrassen und Büros. Früher soll die Gegend dort wohnlich gewesen sein, sagen die älteren Zuger. Die neue Kantonsschule – ohne die Steuermillionen, die den ausländischen Gesellschaften entfliessen, wäre sie nicht so schnell so zackig gebaut worden – sieht aus wie die Kommandozentrale einer ausländischen Gesellschaft, kalt und ziemlich grausam.
Die Philipp Brothers ag baut auch, das alte Domizil wurde zu eng für die 400 Angestellten, der Neubau wird im Volksmund Pentagon genannt. Auch die Marc Rich hat bekanntlich vor kurzem gebaut, der Sohn des Abwarts der alten Kantonsschule, welche man «die Athene» nannte, hat den Auftrag bekommen. Der bläulich schimmernde, kubische Bau, in dem sich die Nachbarhäuser spiegeln, ist transparent, im Gegensatz zu den Geschäften, die darin abgewickelt werden. Man sieht in das Gebäude hinein, Rohstoffhändler telefonieren, reden miteinander oder auch nicht, Sekretärinnen hasten, blau kolorierte Gesichter erteilen Befehle, auf Monitoren werden die Börsenkurse abgelesen, «junior traders» entwerfen Konzepte, rund um die Welt herum wird geordert, immerdar Gewinn und Verlust/Wäget ein sinnendes Haupt.