Derborence

Wo ist sie?

«Ah!», sagt er sich, «das hat sich ja seither eingerenkt … Aber sicher, jetzt sind wir verheiratet, es ist jetzt so weit; das war früher …»

Er denkt: «Am Samstag …»

Er macht die Augen wieder auf; er sieht, da ist einer hinausgegangen: und das Viereck aus Mondlicht, draußen vor der Tür, ist leer wie eine Leinwand, auf der man noch nichts gemalt hat.

Auf einmal stürzt das Dach zusammen; einer der Balken, die es getragen hatten, fuhr mit dem einen Ende herab und zerschlug das Holzgestell, wo Antoine auf seinem Strohsack lag.

II

Derborence, das Wort klingt sanft; sanft und etwas traurig klingt es in uns nach. Es beginnt mit einem festen und bestimmten Laut, dann zögert es und sinkt, noch während man es klingen lässt, ins Leere: Derborence; als wollte es so auf den Untergang, auf die Einsamkeit und das Vergessen deuten.

Denn der Ort ist jetzt verwüstet, den es nennt. Er liegt fünf, sechs Stunden über der Ebene, wenn man von Westen, vom Waadtland her, kommt. Derborence, wo ist das?, und man sagt uns: «Das ist dort dahinter.» Lange steigt man einem Wildbach entgegen, schönem Wasser, das wie Luft ist über den Steinen des Betts. Derborence, das liegt zwischen zwei unregelmäßigen Bergkämmen, gegen die man zuerst lange hinaufsteigen muss; sie sind wie zwei Messerklingen, die mit dem Rücken im Boden stecken, und die Schneide steht in die Luft voller Scharten, ihr Stahl glänzt an einzelnen Stellen und ist an andern vom Rost zerfressen. Zur Rechten und zur Linken wachsen sie an, diese Kämme; je höher man steigt, desto höher steigen sie auch; und das Wort klingt sanft in uns fort, während wir an den schönen unteren Hütten vorbeikommen, lang gestreckten, sorgsam geweißten Hütten mit Dächern aus Schindeln, die ganz ähnlich wie Fischschuppen sind. Da gibt es Ställe für das Vieh und stattliche Tränken.