Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall
Sie parkte an der Quartierstrasse vor dem Reihenhaus mit dem kleinen Garten. Eine Siedlung für städtische Angestellte, Strassenbahner, Arbeiter des Wasserwerks, Polizisten. Hier war sie aufgewachsen, doch fühlte sie sich nicht mehr zu Hause in dieser Welt von Ruhebänken, Rosenbeeten, Gemüse und Gartenzwergen. Sie stiess das Gartentor auf, schritt über den Plattenweg zum Haus. Das Rasenviereck im Garten war nicht gemäht, die Johannisbeersträucher mit Brennnesseln durchwuchert, die Gemüsebeete voller Unkraut, ein paar Salatköpfe aufgeschossen. Keine Bohnen, kein Rosenkohl, kein Lauch waren gepflanzt. Die Erdbeerstöcke verdorrt, die Mutter immer sorgfältig mit Holzwolle unterlegt hatte. Andrea schob die Erinnerungen weg und klingelte.
Robert öffnete, drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. «Warum klingelst du? Komm doch rein.» Er duftete nach Rasierwasser und trug ein orangefarbenes Polohemd mit blauen Segelschiffen, das sich über seinem Bauch spannte. Die obersten Knöpfe standen offen, eine Kette mit einer Silbermünze baumelte an seinem Hals über den weissen Brusthaaren.