Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman
Gegen Ende des Frühstücks erhielt Michel den Anruf vom Labor. Ich habe es doch geahnt, Michel. Und die Schlafmützen wissen immer noch nicht, ob es Katzenblut ist?
Nein. Ich kann auch nichts dafür, das muss noch weiter untersucht werden.
Nun gut, wir werden sehen. Aber es kann doch kein Zufall sein, dass kurz vorher jemand an die zwanzig Katzen verschwinden lässt, oder? Der hat die doch geschlachtet und mit dem Blut die Zeichen gemalt, da mache ich jede Wette.
Du sprichst von einem Monster, von einer Bestie, Tanner.
Wenn überhaupt, so spreche ich von einem kranken Menschen. Aber wenn du es vorziehst, kannst du gerne von der Bestie Mensch sprechen. Diese dünne Humusschicht aus Erziehung und Kultur, die uns vom Verhalten einer Bestie trennt, kann je nach Situation blitzschnell –
Bitte, Tanner, heute Morgen ertrage ich keine Vorträge. Ich weiß, es ist dein Lieblingsthema, du könntest mir jetzt stundenlang wissenschaftliche Fakten um die Ohren hauen und mich am Schluss mit den farbigsten Beispielen k.o. schlagen, um zum Wiederaufwachen dann noch das hohe Lied auf Shakespeare anzustimmen, deinen literarischen Lieblingsgott, der all das schon gewusst hat: die Natur, die machtvoll ist und böse, ebenso die Natur des Menschen, und so weiter. Aber verschone mich heute bitte. Ich bin nicht in Stimmung. Zudem kenne ich deinen Vortrag in- und auswendig. Mal ganz was Praktisches: Hast du eine Schachtel Aspirin?