Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman

Also stapfte er durch den Schnee. Zuerst die Hauptstraße entlang, dann den Weg hinunter zum alten Zollhaus. Noch zehn Meter vom Haus entfernt, konnte er sich immer noch nicht vorstellen, dass Margot Fuchs tot sein sollte. Ein paar Schritte weiter blieb ihm nichts anderes übrig.

Sie lag im offenen Hausflur am Boden, der Schnee war rot von ihrem Blut. Ihr Leib war von unten bis oben aufgeschlitzt. Manz musste sich an den Türrahmen lehnen. Aufgeschlitzte Leiber hatte er in der Fremdenlegion gesehen. Aber damals herrschte Krieg. Warum hatte der Franzli denn so eine Wut auf die Margot? Sie hat sich doch immer sehr lieb um ihn gekümmert. Manz schaute auf den übel zugerichteten Körper. Trotz ihres Zustandes konnte man immer noch sehen, dass Margot die schönste Frau weit und breit gewesen war. Wie oft hatte Manz nachts heimlich vor ihrem Haus gestanden und gehofft, er könne einen Blick auf sie erhaschen.

Einmal war ihm das Glück hold gewesen und er hatte sie nackt im Licht ihrer Küche stehen sehen. Sie trocknete sich gerade mit einem Tuch ausgiebig und gründlich die nassen Haare. Und da hatte er endlich gesehen, wovon die Männer im Dorf hinter vorgehaltener Hand sprachen: ihre wunderbar weißen Brüste, die so ungewöhnlich herausfordernd aufgerichtet standen, wo doch schon kleinere naturgemäß der Erdanziehung gehorchen mussten. Dies bisschen Sachwissen über die weibliche Anatomie hatte er sich beim verschämten Studium gewisser reich bebilderter Magazine angeeignet, die er sich per Nachnahme kommen ließ. Bei Margot handelte es sich in Manz’ Augen aber um ein Wunder der Natur. Da war sein Schwanz auf der Stelle ungeheuer angeschwollen und er selber zur Salzsäule erstarrt. Er hatte zum Himmel gefleht, dass der Augenblick ewig dauern möge.