Schützenhilfe. Kriminalroman

Ich betrachtete das Foto eingehend. Den Mann hatte ich ein Mal getroffen, da war ich mir sicher. Doch wo? Wann? In welchem Zusammenhang? Ich blätterte im Dossier, und nach der letzten Seite überkam mich das Gefühl, dass etwas fehlte. Das Dossier war nicht vollständig – das konnte es natürlich nie sein –, aber ich hatte das Gefühl, dass es dem Zeitpunkt entsprechend nicht vollständig war. Ich sass still und versuchte, das Gefühl ins Bewusstsein aufsteigen zu lassen: Wo hatte ich den Mann getroffen? Was fehlte im Dossier? Gab es einen Zusammenhang mit einem anderen Fall? Ich schweifte mit meinen Gedanken zurück, langsam, behutsam, rief Erinnerungen wach und liess sie wieder versinken. Ich blätterte im Dossier vor und zurück und forschte nach dem Hinweis, dem Auslöser, dem Grund, der mein Gefühl derart in Erregung versetzte. Ich versuchte, meiner Empfindungen Herr zu werden, um sie deuten zu können, doch dieses Gefühl blieb im Bauch haften, unbestimmbar und jenseits meines Willens.

Ein Gefühl verschliesst sich bekanntlich unserer Verfügungsgewalt besonders dann, wenn man den Anlass, die Ursache dazu bestimmen will. Es ist, wie wenn man eine Münze auf dem Grund eines Tümpels glänzen sieht. Sobald man danach greift, ist sie weg. Man sieht nur noch Schlamm, trübes Wasser.


тут код рекламы
После просмотра Вы сможете скачать 3 файла без дополнительной рекламы! Скачать после просмотра
Скачать можно после отключения Adblock