Schützenhilfe. Kriminalroman
Ich überlegte. Sie hatte von einer Belohnung gesprochen.
Sie wandte sich um, erriet meine Gedanken und schritt zum Pult hinüber, knipste im Vorbeigehen eine Stehlampe an, klappte das Dossier zu, nahm es auf und ergänzte wie beiläufig: «Bei der Belohnung dachten wir an fünfzigtausend.»
«Spesen extra?»
«Selbstverständlich.»
Sie gab mir das Dossier in die Hand, deutete darauf und sagte: «Sie finden alles da drin, Namen, Adressen, alles über den Hergang der Tat – soweit bekannt natürlich – und zehn Prozent Vorschuss.»
«Sie möchten in diesem Fall die Seiten wechseln», sagte ich, «Sie stellen sich auf die andere Seite, ausnahmsweise, auf die Seite der Anklage. Das ist neu für Sie. Und weil Sie die Seite der Verteidigung kennen, nicht aber die Seite der Anklage, brauchen Sie einen Helfer.»
«Ich wusste, Sie würden das begreifen», nickte sie, und um ihre Lippen bildete sich etwas wie ein Lächeln.
Wir gaben uns die Hand. Ich versprach, es mir zu überlegen und ihr am nächsten Morgen meinen Entschluss mitzuteilen. Dann liess ich sie allein in ihrem verrauchten Büro. Allein mit ihrer Wut, ihrer Trauer, ihrem Leid.