Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Krättli gab sich Mühe, ein Gesicht zu machen, das Ich-überlege-ernsthaft heißt, schüttelte aber dann den Kopf.
Nein, tut mir leid. Ich habe keine Ahnung.
Und ich glaube dir kein Wort, dachte Michel und verabschiedete sich freundlich, wie es zu diesem ganzen Interieur passte.
Jetzt wusste er, wie die Geschichte heißen könnte, die das Haus und die ganze Einrichtung dieser Anwaltssozietät erzählte: Die Wohlanständigen.
Er schaute nochmals in das Büro der Anmeldung, aber Marlene war leider nicht da.
Schade, schade. Hoffentlich meldet sie sich.
Kurzentschlossen machte er sich auf den Weg ins Gerichtsmedizinische Institut. Jetzt hatte er das Bedürfnis, den Toten aus dem See noch einmal zu sehen.
sechs
Als er später zurück ins Büro kam, herrschte dicke Luft. Sommer signalisierte es ihm mit dem verabredeten Zeichen. Sie hatten über längere Zeit ein Zeichensystem entwickelt, so dass Sommer ihm jeweils sekundenschnell die Stimmung im Büro signalisieren konnte. Sommer nutzte das Zeichen für höchste Alarmstufe. Michel zuckte mit den Schultern und ging schnurstracks in sein Büro. An einem kleinen Tisch, der neu in seinem Büro war, saß Lena und starrte angespannt in einen Computer.