"In den wilden Bergschluchten widerhallt ihr Pfeifen". Als Zürcher Ingenieur beim Bau der Yunnan-Bahn in Südchina 1903-1910
Otto Meister mit Chiyo Ishizuka in Shanghai, undatiert.
Chiyo Ishizuka mit Sohn Alfred «Freddy» Jutaro, Kobe 1918.
Er verbrachte ein ruhiges Jahrzehnt in Japan, das sich allmählich modernisierte. In seinen Berichten erscheint es als ein Land mit zauberhaften Landschaften, mit Gärten, die das perfekte Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur darstellen, und Tempeln, die von Parkanlagen mit zahllosen wunderschönen Pflanzen und Blumen umgeben sind. In den ersten Jahren seines Japanaufenthalts lernte er in Tokio Chiyo Ishizuka kennen, die zu seiner Lebensgefährtin wurde und mit der er einen gemeinsamen Sohn hatte, Freddy Jutaro.
Chiyo war eine für die damalige Zeit sehr gebildete Frau, die Englisch sprach und für die Botschaften übersetzte. Chiyo war in verschiedenen japanischen Künsten bewandert, so im Schreiben, Zeichnen, in der Musik und in der Kunst, der Teezeremonie. Diese hat in der japanischen Tradition eine tiefe spirituelle Bedeutung. Ihr eigentlicher Zweck ist es, eine Atmosphäre der Harmonie und Gelassenheit für Geist und Körper zu schaffen, wie eine Aufnahme von Chiyo mit einer Schwester und Sohn Freddy Jutaro dokumentiert (nächste Seite). Chiyo spielte das Koto, ein traditionelles japanisches Musikinstrument ähnlich einer grossen Zither, und beherrschte Ikebana (japanisch für «lebende Blumen»), die Kunst des Blumenarrangierens. Chiyos Vater soll einer Samurai-Familie entstammen, würdevoll blickt er auf dem Familienfoto von 1920 in die Kamera (nächste Seite). Wer das Bild aufgenommen hat, kann man am westlichen Hut erraten, der auf der Bank liegt …