"In den wilden Bergschluchten widerhallt ihr Pfeifen". Als Zürcher Ingenieur beim Bau der Yunnan-Bahn in Südchina 1903-1910
Rückkehr zwischen den Fronten
Am II. April 1914 reiste Otto Meister von Kobe in die Schweiz, diesmal über die Hawaii-Inseln, San Francisco, Mexiko und Panama und von dort mit einem Schiff nach Avonmouth, England, wo er am 5. Juli ankam. Es war eine Geschäftsreise: Seine Mission war es, sich nach möglichen Handelsräumen und Absatzmärkten für die Schweizer Industrie umzusehen, die zu den führenden Maschinenproduzenten gehörte. In Meisters Tagebuch finden sich Einträge zu Gesprächen sowohl mit dem Schweizer Konsul von Mexico City als auch mit einem Schweizer Stoffhändler. Die beiden Landsleute beschrieben ihm die Lage folgendermassen: Im Norden von Mexico City kämpften Regierungstruppen gegen nicht näher benannte «Rebellen»; im Süden wüteten die Zapatistas; von Westen her rückten die Rebellen von Manzanillo und Guadalajara vor, und im Osten hatten die Amerikaner Vera Cruz besetzt – ein Bürgerkrieg schien unvermeidlich. Elemente des Nationalismus und des Sozialismus vermischten sich auf wirre, undurchsichtige Art und Weise. Meisters Tagebuch ist ein einmaliges Dokument, in dem von allerlei kleinen Vorfällen aufgrund der sich ausbreitenden mexikanischen Revolution von Zapata und Pancho Villa berichtet wird, aber auch das Bild von kleinen, farbenfrohen Dörfern und Städtchen Zentralamerikas mit ihren Bewohnern gezeichnet wird und in dem die Gegensätze zwischen den reichen Grossgrundbesitzern und der armen Bevölkerung deutlich werden.