Schweizerspiegel. Roman

Die Brüder befanden sich vor dem letzten kurzen Anstieg zur Hügelkuppe, als rechts unter ihnen in der ausweichenden Menge ein paar Automobile sichtbar wurden, die auf dem nahen Fahrweg ebenfalls die Höhe erklommen. Das war ein glücklicher Zufall, der Fahrweg endete in ihrer Nähe oder verengte sich doch zum Fußpfad, keine dreißig Schritte über ihnen, und dort hielt denn auch, vom Publikum freilich zunächst verdeckt, der erste Wagen an. Aber die zudringlichen Leute wurden über die Böschung hinabgedrängt, und das Folgende spielte sich wie auf einer Bühne vor den Augen der Brüder ab. Severin packte plötzlich Freds Oberarm, drückte ihn heftig und starrte hinauf.

Dort oben stieg ein wohlgewachsener uniformierter Mann aus dem Wagen, wandte sich auf dem Trittbrett auffällig lachend noch einmal den übrigen Insassen zu, mit einer witzigen Bemerkung vielleicht, betrat dann den Erdboden und ging festen Schrittes zur Böschung, wo er stehenblieb. Während dieser wenigen Schritte erstarb sein Lachen, der letzte Rest von Heiterkeit wich aus seiner Miene. Vom vollen Schein der Sonne getroffen, die sich aus den östlichen Randnebeln erhoben hatte, blieb er in großartiger Haltung über dem Volke stehen, die behandschuhte Linke auf dem Säbelkorb, in der Rechten leicht, ja anmutig gesenkt den Stab eines Feldmarschalls, die linke Brustseite mit Orden geschmückt, den Kopf mit dem steilen Käppi ein wenig nach rechts gedreht; man erkannte seinen Schnurrbart, dessen forsch aufgerichtete Enden nach den ausgeprägten Backenknochen zielten, seine schönen Augen mit dem stolzen Ernst im Blick, sein ganzes, männlich straffes und selbstbewußtes Gesicht, das berühmteste Gesicht dieser Zeit. Er war es, Wilhelm der Zweite, der deutsche Kaiser.


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