Schweizerspiegel. Roman

Inzwischen wurde der Tee vor ihnen kalt, und im Zimmer nebenan erwachte der Kleine. Er schlug die Augen auf, lauschte ein wenig, kroch unter der Decke hervor und entdeckte den Bären. «Es Bärli!» sagte er lächelnd, ergriff ihn und kletterte damit aus dem Bett. Freudestrahlend, den unverhofften Fund weit vor sich hingestreckt, um ihn Mama so rasch wie möglich zu zeigen, trippelte er im Hemd ins Wohnzimmer hinüber. Dort aber stutzte er befremdet und senkte das Ärmchen.

Gertrud fuhr auf und lief ihm so rasch entgegen, als ob er ihr wieder entgleiten könnte; sie hob ihn hoch an ihre Brust, legte ihr Gesicht an seine Wange und trug ihn eilig zurück.

8

Paul Ammann rückte mit bitterm Unwillen in den Wiederholungskurs ein. Die Füsiliere des Zuges, dem er zugeteilt wurde, waren Arbeiter, kaufmännische Angestellte, Handwerker; er brachte keine Anteilnahme für sie auf, so wenig wie für die Masse des Volkes, der sie angehörten, er hatte die Fühlung mit dem Volksganzen verloren. Er unterhielt im zivilen Leben Beziehungen zu Malern und Literaten, die diese Fühlung ebenfalls verloren hatten, und verbrachte seine geselligen Stunden in der internationalen Luft der Kaffeehäuser. Trotzdem besaß er einen hohen Begriff von dem, was er in seiner Sprache Volk nannte, aber diesem Begrifflag keine Anschauung zugrunde und dieses Volk hatte nichts zu tun mit dem wirklichen Volke, das aus Fabrikarbeitern, Kaufleuten, Bäckern, Nationalräten, Tramführern, Bauern und vielen andern unkünstlerischen und geistlosen Menschen bestand. Er hatte die Kluft, die ihn von diesem wirklichen Volke trennte, nie als Übel oder gar als Schuld empfunden; jetzt, da man ihn zurückgeholt und dank den Gesetzen seines Landes unter eben dieses Volk gesteckt hatte, litt er darunter.


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