Schweizerspiegel. Roman
Frau Barbara blickte betroffen auf, dann zog sie die Tochter zu sich heran, und Gertrud barg schluchzend das Gesicht an ihrer Schulter.
Die Mutter blieb lange stumm, halb aus Absicht, halb aus Ratlosigkeit. Endlich aber bat sie leise, in dem behutsamen, raunenden Tone, den nur ihre Kinder kannten: «Du, sag’ es mir, rede!»
Gertrud konnte über das lang Verschlossene nicht so rasch reden, es schien ihr viel zu schwierig, und so begnügte sie sich damit, Mamas schonende Fragen bald zu verneinen, bald mit wenigen Worten undeutlich zu beantworten.
«Bist du auf jemand eifersüchtig?»
Gertrud schüttelte den Kopf.
«Quält er dich?»
«Jetzt nicht mehr!»
«Hm … ich habe Albrecht immer für einen ritterlichen Mann gehalten.»
«Ja … aber er ist nur ein Mann, immer nur der Mann …»
«Ja, Kind, du hast doch mit offenen Augen geheiratet … ein Berufsoffizier, mein Gott, du warst ja vernarrt in ihn, aber du mußt ihn doch gekannt haben …»
«Ja … aber mich nicht!»
Während die Mutter abermals verstummte, richtete Gertrud sich auf und schaute dann, schlaff zurückgelehnt, mit verschleiertem Blick hoffnungslos vor sich hin.