Blindgänger. Roman

In den Tagen vor der Abreise lähmte ihn die Erwartung, die mit dem Unausgesprochenen wuchs, die karge Verabschiedung am Montagmorgen im Auto vor dem Bahnhof, sie hat ihn sogar nach Olten gefahren, eine verlegene Umarmung und der Versuch eines ehelichen Kusses. Was gab es noch zu sagen, nirgendwo lagen brauchba­re Wörter herum. Sie vermieden beide eine Abmachung, wie häufig sie miteinander in Kontakt bleiben wollten. Alles blieb ungesagt dumpf. Sie hat ihn nicht auf den Bahnsteig begleitet, in Eile und bereits verspätet für ihren ersten Termin. Kein kindisches Winken, das versteht sich; als er wider besseres Wissen doch zurückblickte, war ihr Auto verschwunden. Ja, er ist gekränkt.

Die Sonne verbrennt soeben den letzten Dunst und blendet nun erbarmungslos, er zieht die Sonnenbrille hervor, ein Tourist, tant pis. Keiner schaut ihn an, keiner nimmt es ihm übel, keinen interessierts. Vielleicht nimmt er sich ein bisschen zu wichtig.

Er steht auf, streckt sich mühsam, seit neuestem diese Steifheit in allen Gliedern. Dabei bräuchte er nicht weit zu suchen, reine Folge seiner faulen Unsportlichkeit. Soll er nach rechts oder links, dort beginnt der Strand. In weiter Ferne, offensichtlich herrscht Ebbe, sieht er es endlich, eine graubraune Fläche, das Meer ist zu seiner Verwunderung alles andere als blau. Welche Enttäuschung, JP wendet sich ab. Er will später an den Strand gehen. Wenn die Flut steigt.