Blindgänger. Roman
Die Bombardierung der Stadt im Januar 1945, militärisch völlig unsinnig, wurde später mit einem Missverständnis in der Kommunikation zwischen dem französischen Generalstab und der alliierten Luftwaffe RAF entschuldigt, es waren britische und kanadische Bomber. Beide Seiten verteidigten später eine andere Version, die entsprechenden Dokumente wurden bis in die Neunzigerjahre unter Verschluss gehalten. Der französische Generalstab hatte massive Bombardierungen von Royan gefordert, man sicherte den Alliierten zu, dass die französische Zivilbevölkerung bis zum 15. Dezember evakuiert sei, was völlig unrealistisch war und auch nicht geschah. Warum dies die Alliierten nicht wussten und warum die französische Militärführung nicht rechtzeitig über den genauen Zeitpunkt der Bombardierung informiert worden war, ist bis heute offiziell nicht geklärt und wird es auch nie sein.
Eine Museumsangestellte, auf den intensiven Leser aufmerksam geworden, raunt JP zu, obwohl er der einzige Besucher ist, sie verfügten auch über eine kleine Bibliothek mit Fachbüchern zum Zweiten Weltkrieg in Royan, er dürfe sie gerne konsultieren. Er bedankt sich höflich. Eigentlich möchte er nur wissen, wo Ende März 1945 in der Gegend noch Bomben fielen. Nämlich nach seiner Geburt, sagt er ihr nicht. Sie flüstert weiter, ihres Wissens nur noch in Royan, aber zu dem Zeitpunkt sei kein Mensch mehr hier gewesen, alle evakuiert, sie zeigt ihm die Fotos.