Garibaldis Fuss. Aus dem Leben des Homöopathen Samuel Zopfy 1804-1890

Zopfy weiss es. Die goldenen Jahre der Stoffdruck­industrie sind vorbei. Die Türken, einst die wichtigsten Kunden, kaufen die bunten Stoffe für ihre Turbane und Schleier anderswo. Holländer und Franzosen drucken mit Maschinen viermal so schnell wie die Glarner mit ihren Holzmodeln. Deutschland und Frankreich haben Schutzzölle eingeführt. Die Einrichtungen der hiesigen Stoffdruckereien sind veraltetet, ihre Produkte auf dem Weltmarkt zu teuer. Die einst so stolze Industrie im Tal liegt danieder. Die Glarner Herren haben die Entwicklung verschlafen, schöne Villen gebaut, opulent gespeist, haben sich und ihre feinen Damen herausgeputzt und vierspännig durchs Tal kutschieren lassen.

Agatha greift in die Schürzentasche, legt ein paar Münzen den Tisch. Traurige Augen hat sie. Das Gesicht verhärmt, mattes, strähniges Haar, zum wiederholten Mal schwanger. Jung ist sie und sieht schon aus wie eine alte Frau.

«Schon gut.» Zopfy schiebt die Münzen zurück.

«Danke, danke, Herr Doktor», sagt sie, greift hastig nach dem Geld, dreht sich um und eilt ihrem Buben nach.