Garibaldis Fuss. Aus dem Leben des Homöopathen Samuel Zopfy 1804-1890
«Aha!» Mit dem kleinen Spiegel betrachtet Zopfy den bösen Zahn von allen Seiten. Das Zahnfleisch ist entzündet und vereitert. Er fasst den Zahn vorsichtig mit einer Zange, bewegt ihn hin und her, während der Bub gurgelnde Schmerzenslaute von sich gibt. Mit einem scharfen Ruck zieht er den Zahn aus. Der Bub reisst sich los, rennt zur Tür und ins Freie. Eine Spur von Blutstropfen zieht sich über den Boden.
Zopfy hält den Zahn mit der Zange in die Höhe wie eine Trophäe. Seine Augen sind noch gut, im Juli hat er am Eidgenössischen Schützenfest in Frauenfeld teilgenommen und geschossen, auch wenn er nicht mehr ins Schwarze getroffen hat wie einst.
«Faul bis zur Wurzel. Ein Milchzahn, wird wieder nachwachsen. Gibst du den Kindern Schleckzeug?»
Agatha zuckt mit den Schultern. «Das können wir uns doch gar nicht leisten.»
«Was arbeitet dein Mann?»
«Spinner. Beim Paravicini in der Herren.»
«Und du schaffst beim Blumer in der Müli, gell.»
«In der Farbküche.» Sie hebt den Kopf. «Aber jetzt gibts gerade keine Arbeit.»