Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz
Die Bergführer bekommen je dreissig Franken und ein Trinkgeld. Im Preis mitberechnet ist ihr Rückmarsch auf die Grimsel. Hinchliff ist begeistert. «Wir haben die Strahlegg-Reise sehr genossen. In der Freude über die Abenteuer des Tages betrachten wir uns als überaus entschädigt für die Kosten und die Mühe.»
Es ist die erste, im einzelnen bekannte Tour von Melchior Anderegg. Von Huggler, dem zweiten Führer, vernimmt man eigentlich nur, dass er den Weinkeller getragen hat.
VOM SCHNITZER ZUM GRIMSEL-KNECHT
In seiner Heimat Haslital macht Melchior Anderegg erstmals als Fünfjähriger von sich reden. Sein Götti besitzt einen stattlichen, aber störrischen Widder. Scherzhaft sagt er zu dem Buben: «Wenn du mir den fängst, so soll er dein sein!» Das lässt sich Melchior nicht zweimal sagen. Wie eine Katze schleicht er sich an das Tier heran, packt es im Sprung und klammert sich an seinem Hals fest. Mit aller Kraft versucht der streitbare «Bänz» frei zu werden. Melchior krallt sich wie ein Geier mit beiden Fäusten in der Wolle fest. Als nach langem Ringen die wilde Jagd über Stock und Stein zu Ende geht, hängt der Bub noch immer drin und bleibt der Sieger. Später wird Melchior einer der ganz «bösen» Schwinger im östlichen Berner Oberland. An den Festen holt er immer wieder ein Schaf. Aber nie mehr ein so prächtiges Exemplar.