Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz
Nach Abschluss der Grundschule hilft Melchior weiterhin auf dem elterlichen Bauernhof mit. In den ruhigeren Wintermonaten widmet er sich seiner künstlerischen Begabung, der Holzschnitzerei. Bären, Murmeltiere und Chalets sind beliebte Souvenirs bei den Touristen. Für den Fremdenverkehr liegt das Haslital ideal. Die Gäste kommen von Interlaken her, von Luzern über den Brünig, von der Gotthardstrasse via Wassen über den Susten, vom Oberwallis über die Grimsel, von Engelberg über den Jochpass und von Grindelwald über die Grosse Scheidegg. Zudem kommt Meiringen das «milde Klima» zugut. Das Dorf liegt auf lediglich sechshundert Metern über Meer.
Schon seit den frühen 1840er-Jahren verbringen hier ausländische Gäste längere Sommeraufenthalte und schwärmen von der «lieblichen Umgebung inmitten eines echten alpinen Tales». Besonders gefällt ihnen der Blick auf die hohen Schneegipfel und die vielen Wasserfälle, etwa die Kaskaden des tosenden Reichenbachfalls, in dem später Arthur Conan Doyle seinen Sherlock Holmes verschwinden lässt. «Die Einheimischen», so berichten die Reisehandbücher, «sprechen einen eigenen, angenehmen Dialekt und unterscheiden sich von den anderen Oberländern durch feineren, dennoch kraftvollen, fast durchgängig schönen Körperwuchs.» Und: «Die Frauen geniessen den Ruf, hübscher zu sein als jene der meisten Täler der Schweiz.»