Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz
Huggler buckelt den Weinkeller, einen Blechkanister mit Riemen, damit er wie ein Rucksack getragen werden kann. «Er war so gross, dass die Leute hätten glauben können, wir würden für eine ganze Woche ausrücken», schreibt Hinchliff später. Selber schultern die Engländer nichts. Ihr Reisegepäck haben sie für sechs Franken durch einen Träger via Meiringen und Grosse Scheidegg ins Hotel Adler nach Grindelwald bringen lassen.
Noch bevor sie zum Unteraargletscher kommen, holen sie einen Gentleman aus Deutschland ein. Er will sich der Gruppe für die Tour anschliessen. Melchior hat nichts dagegen, es gibt genug Vorrat für alle. Obschon das Gehen auf dem steinigen, aber zuweilen steilen Pfad einfach ist, fällt der Deutsche immer weiter zurück. Oben auf der Moräne müssen sie einige Zeit auf ihn warten. Als die fünf kurz vor sieben im letzten Anstieg zum «Pavillon» sind, dunkelt es ein, und sie erleben einen Moment, den Hinchliff als «selten schön» in Erinnerung bleibt: «Der Mond ging in seiner vollen Pracht hinter der gigantischen Bergkette auf und brachte die Schneegipfel wie in Silber getaucht zum Leuchten. Wir standen da und schauten in aller Stille und Bewunderung zu, bis uns der Trägerbursche entgegeneilte und rief: ‹Das ist der Mond!› Wir alle mussten herzlich lachen. Dass uns der arme Kerl erklärte, dass das der Mond war, hatte etwas Absurdes. Wie klein der Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen doch sein kann!»