Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz


Zu schmal und steinig für eine Kutsche: Auf dem Saumweg zur Handeck und auf den Grimselpass, um 1850.

Reich wird Melchior mit seinen Holzschnitzereien nicht. 1854 lässt er sich bei seinem Vetter Johann Frutiger im Grimsel-Hospiz als Knecht anstellen. Einst war das steinerne Gebäude auf dem historischen Passübergang eine wohltätige Stiftung, um Säumern eine Station zum Ausruhen zu bieten und mittellosen Wanderern eine kostenlose Zufluchtsstätte zu gewähren. Inzwischen ist es ein offenes Gasthaus, «in welchem für sehr dürftige Einrichtung, aber gute Verpflegung Preise der Hotels ersten Ranges gezahlt werden», wie ein Reisehandbuch informiert. Die Übernachtung in einer engen Bretterzelle mit Bett kostet 2 Franken, Abendessen ohne Wein 3 Franken, Kaffee 1.50 Franken, Service 1 Franken. Hinter dem Haus liegen zwei fischlose kleine Alpenseen, die auch im Hochsommer nicht selten nachts von einer dünnen Eisdecke überzogen werden.


Das historische Grimsel-Hospiz, 1852 durch Brandstiftung in Schutt und Asche gelegt, 1853 neu aufgebaut und in den 1930er-Jahren im Grimselstausee untergegangen.