Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz

Melchior hilft bei der Führung des Gasthauses und in den dazugehörenden Alpbetrieben. Zu tun gibt es hier auf zweitausend Meter über Meer rund um die Uhr. An schönen Tagen geht es zu wie in einem Taubenschlag. Säumer, Kaufleute und Touristen kommen und gehen – zu Fuss, zu Pferd oder mit dem Tragsessel. Für einen Karrwagen oder gar Kutsche ist der Saumpfad zu schmal und steinig. Die Wanderung von Innertkirchen bis zum Hospiz dauert sechs Stunden. Zwischenstation bietet die grosse Sennhütte an der Handeck, wo ein Matratzenbett 1.50 Franken pro Nacht kostet.

Wie viele Berggasthäuser damals vermietet auch das Grimsel-Hospiz seine stämmigen Knechte als Bergführer. Durch die Gletscherforscher in den 1840er-Jahren habe sich das Hospiz zur «Brutstätte für die künftige Generation Führer entwickelt», schreibt Carl Egger in «Pioniere der Alpen». Jäger, Strahler und Hirten aus dem Haslital begleiteten die Wissenschaftler auf ihren Exkursionen im vergletscherten Gebiet. «Junge Wagehalse», die «flink wie ein Affe» waren und sich im Gebirge «mit unerschrockener Kühnheit aus allen schlimmen Lagen herauszuziehen wussten». Gemäss Egger haben sie in der Entwicklung des touristischen Bergsteigens aber noch keine Bedeutung erlangen können.