Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz

Ganz falsch liegt Melchior mit seiner zeitlichen Einschätzung nicht: Ein gewaltiger Eisabbruch ging dort am 18. August 1782 nieder, dabei starben auf der Alp unterhalb zwei Kinder, zwei Erwachsene und gegen hundertvierzig Tiere wurden «jämmerlich erschlagen und zerschmettert», wie Urkunden von Leukerbad und Kandersteg zu entnehmen ist. Der nächste, noch verheerendere Absturz folgte dann am 11. September 1895 um 5.10 Uhr. Im «Schwarenbach» nahm man ein anhaltendes, donnerähnliches Getöse wahr und sah eine weissliche, wolkenähnliche Lawine. Das Getöse und Erzittern ging bis Kandersteg. Etwas später fiel für kurze Zeit ein kalter Regen aus heiterem Himmel herab, «entstanden durch Schmelzung des Eisstaubes». Um 9.30 Uhr kam der Knecht vom «Schwarenbach» nach Kandersteg gerannt, «schweisstriefend und fürchterlich erregt». Er verkündete: «Der Altels ist herunter fallen, alles ist tot – Menschen und Vieh – alles!» Später wurde festgestellt, dass 4,5 Millionen Kubikmeter Eis abgestürzt waren. Vier Männer kamen darin ums Leben, darunter Kanderstegs Vize-Gemeindepräsident, welcher wie immer zwei bis drei Tage vor der Alpabfahrt zur Teilung von Käse und Butter auf der Alp Spittelmatte weilte. Getötet wurden zudem 220 Tiere. Auch die Vernichtung des gesamten «Sommernutzens», des Vorrats für den Winter, war für viele Familien ein unermesslicher Verlust. Diese Tragödie ereignete sich 39 Jahre nach Andereggs und Hinchliffs Fahrt, heute ist der Gletscher stark zurückgeschmolzen.