Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman
Viel lieber aber betrachtete Tanner den langgestreckten Hügel jenseits des Sees, ein Anblick, den er aus seinem Fenster frühmorgens als erstes genoss, ohne dass er sich je an dieser sanft geschwungenen Linie satt gesehen hätte oder seines Anblicks gar überdrüssig geworden wäre. Und jetzt war er, dieser grandioseste Hügel aller Hügel, auch noch mit Schnee bedeckt, was die Erotik seiner Linienführung schärfer denn je hervorhob.
Die Tore der alten Bootswerft waren heute Morgen noch allesamt verschlossen. Normalerweise trat Tanner in die Hallen und begutachtete interessiert die Boote und Schiffe, die gerade in Arbeit waren. Meist endeten diese Besuche im Büro des Werftbesitzers, mit dem man äußerst angeregt plaudern konnte. Heute ließ er die Werft links liegen und ging direkt zum ehemaligen Gebiet der alten Zementfabrik hinüber, die vor einiger Zeit ziemlich aufwendig zum Hafen für kleine und große Yachten umgebaut worden war.
Tanner war auf die Farbe des Wassers gespannt, denn er hatte den See noch nie im Schneekontrast erlebt. Er kannte und liebte all die Schattierungen vom hellsten türkisblau bis zu den abgrundtiefsten Blau- und Grüntönen. Oder all die Weiß- und Grautöne der aufgebrachten Gischt, wenn der Joran über den Hügel brauste und den stillen Seespiegel von einem Moment auf den anderen zu einer dramatischen Meeresoberfläche aufwühlte.